Liebe Rottenmannerinnen und Rottenmanner,
Die Wahlkampfzeit ist immer auch eine Zeit, in der Tatsachen und Fakten oft ins Hintertreffen geraten. Doch gerade, wenn es um Gemeindeeinrichtungen und Kinderbetreuung geht, sollten wir darauf vertrauen können, dass diese Themen nicht für Wahlkampfzwecke missbraucht werden – vor allem nicht, wenn es sich um Falschmeldungen handelt.
Eine der aktuellsten Diskussionen betrifft die Schließzeiten der drei Kindergärten in Rottenmann. Es wird behauptet, dass die Kindergärten über 10-15 Wochen im Jahr geschlossen seien, was durch die Fakten nicht gestützt wird. Außer den gesetzlichen Ferien gibt es sogenannte „Schließtage“ (Fenstertage), an diesen wird jedoch ein Journaldienst angeboten. Die Öffnungszeiten richten sich an solchen Tagen nach dem Bedarf der Eltern. Tatsächlich geschlossen sind unsere Kindergärten, die ebenfalls eine Bildungseinrichtung sind, lediglich 8 Wochen und 2 Tage im gesamten Betreuungsjahr.
Ich bin mir bewusst, dass diese 8 Wochen auch für viele Eltern eine Herausforderung darstellen können. Gerade in den Sommerferien bieten wir als Gemeinde jedes Jahr ein Betreuungsangebot an, um den Eltern entgegenzukommen und eine Entlastung zu schaffen. Dies ist eine der Maßnahmen, mit der wir den Bedürfnissen der Familien gerecht werden, auch wenn wir wissen, dass diese Zeit nicht immer einfach zu überbrücken ist.
Es gibt zudem pädagogische und psychologische Gründe, die gegen eine ganzjährige Betreuung sprechen. Kinder brauchen regelmäßige Pausen von strukturierten Bildungs- und Betreuungsangeboten, um sich frei entfalten zu können. Dauerhafte institutionelle Betreuung könnte zu Reizüberflutung und Stress führen, was die Entwicklung negativ beeinflussen kann. Auch die Bindung zwischen Eltern und Kindern würde durch eine ständige Betreuung geschwächt, da die gemeinsame Zeit für den Beziehungsaufbau reduziert wird.
Ein weiteres Risiko einer ganzjährigen Betreuung ist die Überlastung der Kinder. Kinder brauchen Zeit für selbstbestimmtes Lernen, kreative Impulse und individuelle Entfaltung. Andernfalls besteht die Gefahr, dass ihre intrinsische Motivation zum Entdecken und spielerischen Lernen sinkt.
Natürlich bin ich mir darüber bewusst, dass auch in einem Ganzjahresbetrieb Kinder einige Wochen Ferien genießen könnten. Doch an dieser Stelle kommt das nächste wichtige Problem ins Spiel: die finanziellen Auswirkungen.
Längere Öffnungszeiten und mehr Personal bedeuten höhere Kosten – nicht nur für die Gemeinde, sondern auch für die Eltern. Um die Qualität der Betreuung aufrechtzuerhalten, wäre es notwendig, die Einrichtungen an externe Träger zu vergeben, was die Ausgaben weiter erhöhen würde. Dies würde die finanzielle Belastung für die Familien steigern und den Kindergarten teurer machen.
Schließlich möchte ich betonen, dass die tatsächliche Schließzeit von 8 Wochen und 2 Tagen eine sachliche Grundlage für die Diskussion bietet. Es scheint, dass diese Thematik teils übertrieben dargestellt wurde. Natürlich ist es verständlich, dass jede Familie individuelle Herausforderungen hat, aber es ist wichtig, den Blick auf die tatsächlichen Gegebenheiten zu richten und Thematiken nicht künstlich aufzublasen.
Die Behauptung, dass Eltern ihre Kinder in Nachbargemeinden unterbringen müssten, ist schlichtweg falsch. Ich habe mit den Nachbargemeinden Admont, Lassing, Trieben und Selzthal gesprochen und dort sind keine längeren Öffnungszeiten im Vergleich zu uns vorhanden.
In der Politik ist es wichtig, auf Fakten und nicht auf Polemik oder Übertreibungen zurückzugreifen.
Ich setze mich dafür ein, dass wir diese Diskussion auf der Grundlage von Tatsachen führen.
Herzlichst,
Ihr Bürgermeister
Günter Gangl